Vom Naturschutzgroßprojekt zum Biosphärengebiet - großflächiger Naturschutz im Südschwarzwald

Das Naturschutzgroßprojekt "Feldberg-Belchen-Oberes Wiesental" und das, was daraus geworden ist, begleitete den größten Teil meines Berufslebens. Naturschutzgroßprojekte sind von der Bundesebene geförderte Projekte für "Gebiete mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung". Nachdem in Baden-Württemberg bereits einige kleinere Projekte durchgeführt worden waren, bei denen es überwiegend um den Grunderwerb für den Naturschutz ging, erfolgte 1996 ein Aufruf zur Meldung neuer Projekte. Baden-Württemberg reichte beim Bundesamt für Naturschutz (BfN) Projektskizzen für das "Pfrunger-Burgweiler Ried" in Oberschwaben (Regierungsbezirk Tübingen) und das Gebiet "Feldberg-Belchen-Oberes Wiesental" im Südschwarzwald (Regierungsbezirk Freiburg) ein. Es dauerte noch 6 Jahre, bis ein Zweckverband als Projektträger gegründet und der Projektantrag vom BfN akzeptiert wurde.

Insgesamt standen für den Zeitraum von 2002 bis 2012 rund 6 Mio. Euro zur Verfügung. Die Fördermittel wurden in der Phase 1 des Projektes für die Erstellung des Pflege- und Entwicklungsplanes (PEP), für das Moderationsverfahren sowie für Personal- und Sachkosten eingesetzt. In Phase 2 wurden die Gelder für die Durchführung biotopersteinrichtender und -lenkender Maßnahmen, Flächenkauf, langfristige Pacht sowie Personal- und Sachkosten verwendet. Der Bund übernahm 65% der Kosten, das Land Baden-Württemberg 25%, weitere 10% trugen die Mitglieder des Zweckverbands aus Gemeinden, Landkreisen und Verbänden.

Das Ziel des Naturschutzgroßprojekts war die Erhaltung und Entwicklung der vielfältigen Kulturlandschaft des Südschwarzwalds mit ihren seltenen Lebensräumen für gefährdete Pflanzen- und Tierarten. Dabei sollte die Offenhaltung der Weidfelder insbesondere mit dem einheimischen Hinterwälder Rind eine bedeutende Rolle spielen. Im Wald werden durch naturschutzfachlich orientierte Auflichtungen und die Schaffung von Linienstrukturen die Bedingungen für den Artenschutz verbessert. Parallel dazu sollen die Anteile hochmontaner Laubbäume und der Tanne am Waldaufbau erhöht werden.

Nach anfänglichen Widerständen kam das Projekt vor allem bei den Gemeinden sowie Land- und Forstwirten so gut an, dass über eine Fortführung diskutiert wurde. 19 Gemeinden gründeten schließlich eine "Interessensgemeinschaft Biosphärengebiet Südschwarzwald". Nach Abschluss des Naturschutzgroßprojekts dauerte es noch vier Jahre, bis 2016 das Biosphärengebiet Schwarzwald entstand und ein Jahr später durch die UNESCO anerkannt wurde.